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Die Lebenskünstlerin und ihr Herr

Hans-Martin Schönherr-Mann
Ähnlich wie früher von der Religion werden die Bürgerinnen heute von der Medizin gelenkt. Die Medizin avanciert zur Grundlage der Politik im Ausnahmezustand, denn sie nimmt auf Menschenrechte, auf individuelle Mündigkeit und Lebenskunst keine Rücksicht. Die Ethik der individuellen Verantwortung transformiert sich in Gehorsam, denn die Medizin erhebt das nackte Leben zum höchsten ethischen Gut. Dabei entfaltet sie ihre Macht durch eine apokalyptische Pädagogik und Methoden der Furchterzeugung, die gleich der Religion eine lange machiavellistische Tradition in der Politik hat. Der auf diese Weise lenkbar gemachte Mensch lässt sich das nackte Leben als höchstes Gut verkaufen und verzichtet auf seine Freiheit, die - nicht nur für Hannah Arendt - lange Zeit der Sinn der Politik war. An die Stelle der Schmitt'schen Freund-Feind-Unterscheidung tritt die medizinische von Leben und Tod. Demokratie lässt sich derart von Diktatur kaum noch unterscheiden, ihr Ziel ist es nicht mehr, Menschen- oder Minderheitenrechte zu schützen, sondern das nackte Leben. Ob die Lebenskünstlerin untergeht oder der Medizinisierung zu widerstreiten vermag, ist offen.
Autor: Schönherr-Mann, Hans-Martin
EAN: 9783751805612
Sprache: Deutsch
Seitenzahl: 180
Produktart: kartoniert, broschiert
Verlag: Matthes & Seitz Berlin
Veröffentlichungsdatum: 31.07.2025
Untertitel: Über die Medizinisierung der Welt
Schlagworte: Pandemie Freiheit Politische Theorie Moral Ethik
Größe: 95 × 180